Innovationsmanagement Deutsche Innovationsführer setzen auf wissenschaftliches Umfeld

Redakteur: Stéphane Itasse

Frankfurt (si) - 84% aller deutschen Unternehmen haben während der letzten drei Jahre mit Innovations-Projekten ihre Wettbewerbsfähigkeit gestärkt. Auch in den kommenden Jahren wollen die meisten mehr Geld für Neuentwicklungen in die Hand nehmen, berichtet die Initiative Unternehmer-Perspektiven der Commerzbank. Nur eine kleine Minderheit von 5% senkt ihre Aufwendungen dafür.

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Zugleich aber haben viele Unternehmen Probleme bei der Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Produktideen. Das zeigt die aktuelle Studie „Zukunft gestalten im globalen Wettbewerb - Innovation als Erfolgsfaktor im Mittelstand“ der Unternehmer-Perspektiven. Für diese Untersuchung hat TNS Infratest bundesweit erneut 4000 Unternehmen ab 2,5 Mio. Euro Umsatz befragt.

Exportweltmeister zeigt Schwäche

„Der Exportweltmeister und Patent-Champion Deutschland zeigt Konditionsschwächen“, kommentiert Martin Blessing, Mitglied des Vorstands der Commerzbank und Initiator der Initiative Unternehmer-Perspektiven, die Befunde der Erhebung. „Nur knapp ein Fünftel der Unternehmen zählt zur Innovationselite.“ Das reiche auf Dauer für eine zukunftsorientierte Volkswirtschaft nicht. Eine Quote von rund 30% Innovationsführern müsse das Ziel sein, denn Top-Innovatoren hätten Vorbildcharakter auch für andere Unternehmen.

Die Innovationselite macht es vor: Sie setzt stärker auf externes Know-how und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur sowie kreative Freiräume, heißt es in der Mitteilung. Die Innovationsführer betreiben Forschung und Entwicklung in Eigenregie, bringen Produktinnovationen zur Marktreife und planen nachhaltig steigende Investitionen.

Sie finden sich vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, im Großhandel und im Dienstleistungssektor. Top-Innovatoren arbeiten stärker als der Durchschnitt der Unternehmen im Netzwerk. Sie nutzen Kooperationen mit externen Forschungseinrichtungen, Zulieferern und Großabnehmern. Dadurch profitieren sie zusätzlich von öffentlicher Innovationsförderung, die auf Netzwerke oder Cluster ausgerichtet ist. Dagegen konzentrieren sich die meisten Unternehmen noch zu sehr auf schlanke Prozesse und Kostenmanagement, statt das Innovationstempo in Richtung neuer Wachstumsmärkte zu forcieren.

Finanzierung von Innovationen als Hindernis

Zu den Innovationshemmnissen am Standort zählen fehlende finanzielle Ressourcen. Die befragten Unternehmen üben mehrheitlich Kritik an der Finanzierungskultur in Deutschland. Sie wünschen sich eine größere Risikobereitschaft öffentlicher und privater Kreditgeber. Prinzipiell gilt: Je kleiner das Unternehmen, desto größer die finanziellen Innovationshürden. Vor allem der kleine Mittelstand kritisiert, dass er zuwenig Zugang zu Fördergeldern und ausreichenden Finanzierungsmöglichkeiten hat.

Dabei geben sich die Unternehmen durchaus selbstkritisch: Sie haben erkannt, dass sie mehr als bisher tun müssen, um die Finanzierung ihrer Investitionen sicherzustellen. Insbesondere im gehobenen, aber auch im kleinen Mittelstand besteht die grundsätzliche Bereitschaft, bei der Mittelbeschaffung neue Wege zu gehen. Allerdings zeigt sich weit mehr als die Hälfte der Firmen von den neuen Anforderungen an Transparenz und Reporting verunsichert.

Schwieriger Zugang zu Kooperationspartnern in der Wissenschaft

Innovationsgewinner schlagen Kapital aus dem wissenschaftlichen Umfeld. Doch die Standards in Wissenschaft und Forschung lassen zu wünschen übrig. Die Unternehmen sehen Handlungsbedarf: 90% aller Befragten befürchten die weitere Abwanderung hochqualifizierterArbeitskräfte und 87% kritisieren, dass die wissenschaftliche Forschung zu wenig an der Praxis orientiert ist.

Besonders kleine undmittlere Unternehmen haben zu wenig Zugang zu wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland. Aber auch Großunternehmen machen Standortschwächen aus: 34% der forschenden Unternehmen ab 100 Mio Euro Umsatz schließen nicht aus, Forschung und Entwicklung künftig ins Ausland zu verlegen. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist für 94% der Unternehmen wichtig oder sehr wichtig. Allerdings sind nur 29% damit zufrieden oder sehr zufrieden. Das wissenschaftliche Umfeld entscheidet weit mehr als Förderprogramme über die Ortstreue innovativer Unternehmen: Wissenschaftsförderung schlägt stärker zu Buche als direkte Wirtschaftsförderung.

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