Motek 2012 Erfolgsfaktor der Motek ist die klare thematische Ausrichtung

Redakteur: Rüdiger Kroh

Zahlenspiele sind nicht die Sache von Paul Eberhard Schall. Bei den Ausstellerzahlen zur Motek 2012 will der Geschäftsführer des Messeunternehmens Schall keine Beschönigung um den Preis der thematischen Verwässerung. Und auch bei den Besuchern setzt er auf Qualität statt Quantität.

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„Unser Ziel war und ist es, sowohl die Roboterhersteller als auch die prozessorientierten Systemintegratoren für die Motek zu gewinnen”, erklärt Paul Eberhard Schall, Geschäftsführer der P. E. Schall GmbH & Co. KG.
„Unser Ziel war und ist es, sowohl die Roboterhersteller als auch die prozessorientierten Systemintegratoren für die Motek zu gewinnen”, erklärt Paul Eberhard Schall, Geschäftsführer der P. E. Schall GmbH & Co. KG.
(Bild: Schall)

Herr Schall, seit die Motek 2007 nach Stuttgart gezogen ist, hat sie auf der Ausstellerseite immer um die Tausendermarke gependelt. Wird die Messe nach 945 Ausstellern im vergangenen Jahr diesmal wieder die 1000 knacken?

Schall: Es sieht ganz danach aus, denn aktuell sind wir bei einer Ausstelleranzahl von 960 angelangt. Wir wollen jedoch nicht mit der Zahl 1000 kokettieren, sondern legen vor allem sehr viel Wert darauf, die bewährte, vergleichsweise streng ausgelegte Nomenklatur gewahrt zu wissen. Würden wir diese lockern, wäre die Anzahl 1000 Aussteller plus X sehr leicht und schnell zu überschreiten, allerdings um den Preis der thematischen Verwässerung, was wir ganz sicher nicht wollen. Schließlich ist die Motek gerade durch ihre klare thematische Ausrichtung zu dem geworden, was sie seit Jahren ist, nämlich die Weltleitmesse für Montagetechnik, Handhabungssysteme und Automation.

Wie zufrieden sind Sie mit der Beteiligung ausländischer Unternehmen?

Schall: Wir stellen seit Jahren eine zunehmende Internationalisierung fest, wobei es sich mehr und mehr um Hersteller aus China und überhaupt aus Asien handelt. Zur Motek 2012 werden wir Hersteller und Anbieter aus rund 30 Ländern haben. Da in den sogenannten Billiglohnländern wohl erkannt wurde, dass die wachsenden Funktions- und Qualitätsansprüche nur mit einer gewissen Automatisierung erfüllt werden können, müssen auch diese Hersteller und Zulieferer investieren. Dadurch entstehen weitere Märkte und daran wollen sowohl die etablierten als auch neue Anbieter, also auch solche aus dem nahen und fernen Ausland, partizipieren, wodurch sich der Zuwachs erklärt.

Wie präsent wird das Thema Robotik auf der diesjährigen Motek sein?

Schall: Das ist im Jahr 2012, also im Jahr der Roboter-Wettbewerbsmesse, eine gute Frage. Ich behaupte mal, ziemlich präsent, wenn auch in vielen Fällen sozusagen stellvertretend, indem Roboter aller Couleur in Systemlösungen integriert sind. Ansonsten bleibt festzuhalten, dass die Motek schon seit vielen Jahren eine ganz offensichtlich sehr geschätzte Business-Plattform vor allem für Linear-, Portal-, Scara- und auch Knickarm-Roboter ist, wie man bei einem Rundgang unschwer feststellen kann. Unser Ziel war und ist es, sowohl die Roboterhersteller als auch vor allem die prozessorientierten Systemhäuser für die Motek zu gewinnen. Denn wir sehen die Motek in etwa gleichberechtigt als Konstrukteurs- und als Anwender-, sprich Detail- und Systemlösungs-Plattform.

Vor zwei Jahren wurde die Arena of Innovation ins Leben gerufen. Welche Entwicklungen sind aus diesem Projekt bislang hervorgegangen und was ist diesmal geplant?

Schall: Nachdem die Arena of Innovation (AoI) auf der Motek 2012 bereits das dritte Mal durchgeführt wird, dürfen wir schon von einem echten Erfolg sprechen. Laut Aussage von Volker Schiek, dem Geschäftsführer Landesnetzwerk Mechatronik BW, ist beispielsweise der anlässlich der 1. AoI initiierte schienengeführte Prüfroboter für Achterbahnen zu einem kaufbaren Produkt entwickelt worden. Aber auch weitere formulierte Ideen, wie etwa ein Sensor für optimale Pflanzendüngung oder ein automatisch sortierender Mülleimer, befinden sich in der Entwicklung, sodass es tatsächlich zur Umsetzung in industrielle Produkte kommt und es somit greifbare Ergebnisse gibt.

Welche Schwerpunkte erwarten die Besucher im weiteren Rahmenprogramm?

Schall: Wenn man so will, wäre hier zuerst die komplementäre Fachmesse Bondexpo zu nennen. Mit deutlich über 110 Ausstellern trifft sie hinsichtlich der Prozesslösungs-Komplettkompetenz für die automatisierte Kleb- und Fügetechnik in Produktion und Montage den Kern der Sache. Der Anwender wandelt zwischen den Welten Motek und Bondexpo und kommt im zeitoptimierten Kompaktformat zu praktikablen Lösungen. Kombiniert mit den Zusatzinformationen, die durch das Ausstellerforum sowie durch die Themenparks „Mechatronik“ und „Bildung & Forschung“, den neuen Technologiepark „Microsys Mikrosystem- und Nanotechnik“ sowie schließlich die „Arena of Innovation“ vermittelt werden, erhält der entscheidungsrelevante Fachbesucher ein direkt Nutzen bringendes Informations-Package.

Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung der Bondexpo und welches Potenzial steckt noch in der Messe?

Schall: Die Bondexpo stellt eine wichtige Ergänzung des Themenbereichs Fügen in der automatisierten Produktion und Montage dar. Damals mit einigen zig Ausstellern begonnen, hat sich die Bondexpo bis heute prächtig entwickelt. Wir haben fast alle Marktführer und viele Technologie-Unternehmen aller Größen an Bord und sehen partiell schon noch Entwicklungspotenzial bis auf etwa 160 Aussteller. Jedoch verwischen die Grenzen durch vernetzte, durchgängig automatisierte Prozesse mehr denn je, weshalb wir realistisch bleiben und auch in dem Fall nicht durch Aufweichen der Nomenklatur ein künstliches Wachstum herbeiführen.

Bei der Anzahl der Besucher hat sich das Messeduo in den vergangenen Jahren bei 30.000 plus „X“ eingependelt. Wie groß sollte „X“ sein, damit Sie von einer erfolgreichen Veranstaltung sprechen?

Schall: Das provoziert die Gegenfrage, was wichtiger und wertvoller ist: jedes Jahr ein reiner Zahlenzuwachs um X % oder doch lieber eine qualitative Verbesserung in Bezug auf die Einstufung der in- und ausländischen Fachbesucher als Entscheider oder an Entscheidungen Beteiligter? Wir freuen uns über jeden zusätzlichen Fachbesucher, setzen aber seit vielen Jahren auf Qualität statt Quantität. Wenn wir in einem wirtschaftlich satten Jahr wie 2012 rund 30.000 Fachbesucher zählen können, sind wir zusammen mit den Ausstellern sehr zufrieden. Zumal sich der Zufriedenheitsgrad der Aussteller an konkreten Kontakten ausrichtet und nicht an Zahlenspielen, deren Seriösität man das eine oder andere Mal durchaus kritisch hinterfragen darf. Für uns ist die Motek dann ein Erfolg, wenn uns Aussteller signalisieren, dass sie zufrieden sind und wenn uns die Fachbesucher ein Feedback geben, dass ihre Erwartungen rundum erfüllt wurden. Das, und nichts anderes ist die Aufgabe einer Fachmesse wie der Motek.

* Das Interview führte MM-Redakteur Rüdiger Kroh

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