PLM/PDM Wildwuchs bei Engineering-Software in mittelständischen Unternehmen

Autor / Redakteur: Dietmar Kuhn / Dietmar Kuhn

Mittelständische Unternehmen, wie sie häufig auch in der Blechbearbeitung anzutreffen sind, haben mit dem richtigen PLM/PDM-System oft ihre Not. Irgendwann nahm der Wildwuchs seinen Lauf und nach Jahren weiß niemand mehr, was an Engineering-Softwarelösungen installiert wurde und ob diese noch effizient eingesetzt werden. Eine Initiative, die sich aus Softwareanbietern zusammensetzt, will den Unternehmen mit einem Benchmarking unter die Arme greifen.

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Fertigungsunternehmen sind heute dazu gezwungen, effiziente Softwarelösungen für ein reibungsloses und schnelles Engineering einzuführen. Oft verlangen die Kunden diesen Schritt, damit später ein reibungsloser Datenaustausch zwischen Produktentwickler, Kunde und Lieferant stattfinden kann.

Doch scheinen die Potenziale, die sich vor allem in CAD/CAM-Systemen oder in PLM/PDM-Software verbergen, kaum bekannt zu sein. Um diese verborgenen Schätze zu heben, haben sich jetzt die Softwareanbieter Autodesk, Eplan, Microsoft und Siemens PLM Software (vorher UGS) zu einer Initiative Engineering produktiv zusammengeschlossen.

Die ideelle Trägerschaft liegt beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Bereich Software. Die wissenschaftliche Betreuung und das Handling sowie die Auswertung der Daten liegen beim Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Sándor Vajna.

Integration von 3D-CAD, E-CAD, CAE und PDM in die Fertigung unterstützt

„Ziel der Initative ist es“, so Ulrich Sendler vom Sendler Circle, „die Produktentwicklung durch den Einsatz von innovativen Techniken im klein- und mittelständischen Maschinen- und Anlagenbau zu fördern.“ Demnach sollen der optimale Einsatz und die Systemintegration beziehungsweise Systemkopplung von 3D-CAD, E-CAD, CAE und PDM bis hin zur Fertigung und Produktion ein wesentlicher Aspekt sein.

Wie Spezialisten und Insider wissen, soll gerade in diesem Bereich der Wertschöpfungskette ein erhebliches Rationalisierungspotenzial liegen. Das gilt es auszuschöpfen, wenn Entwicklungs- und Durchlaufzeiten verkürzt und die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden sollen.

Wie das Ergebnis einer Studie zeigt, sind im deutschen Mittelstand PDM-Lizenzen gerade mal zu 39,2% im Maschinenbau, 26,0% in der Kfz- und Zulieferindustrie und nur 8,2% im Anlagenbau vorhanden (Stand: 2004). Da ist also noch genug Luft drin. Wie wichtig allerdings effiziente Datenlösungen sind, beweist allein die Tatsache, dass in den Jahren 2000 bis 2002 mehr Daten angehäuft wurden als in 40000 Jahren davor.

Große Datenmengen Herausforderung für Unternehmen

In den drei Jahren bis 2005 wuchs diese riesige Datenmenge nochmals um das Vierfache. „Wie ein Unternehmen mit diesen Daten umgeht, wie es daraus Informationen und vor allem Wissen generiert, das unterscheidet heute die Vorreiter von der Masse“, sagt Dr. Detlev Hoge, Leiter Produktdatenmanagement bei Volkswagen.

An dieser Stelle setzt auch die Initiative Engineering produktiv an. Sie soll unter Mithilfe der Anwender den aktuellen Status des Engineering im deutschen Mittelstand erfassen, Best-Practice-Lösungen als Vergleich anbieten, mögliche Potenziale zur Verbesserung aufzeigen, zu Veränderungen ermutigen und die Besten mit einer Auszeichnung belohnen. Dazu wurde ab dem 24. September 2007 die Webseite engineering-produktiv.net/ freigeschaltet.

Auf dieser Webseite wird von der Initiative ein Fragebogen bereitgestellt, der von mittelständischen Unternehmen beziehungsweise deren Vertretern, ausgefüllt werden kann, besser ausgefüllt werden soll. Die Fragen, die beantwortet werden müssen, haben die Prozessperformance, das IT-Umfeld oder die Mitarbeiterqualifikation als Hintergrund. Dies kann dabei in einer Session oder auch in Teilen geschehen. Dazu muss sich der Teilnehmer einen Zugang beschaffen (Login), mit dem er so oft wie möglich und nötig auf seinen Fragebogen zugreifen kann.

Kostenlose Analyse der Unternehmens-Software

Ist dieser zu einem gewissen Zeitpunkt abgeschlossen, dann können die Daten per Knopfdruck endgültig abgeschickt werden. Der Interessent erhält im Gegenzug anhand seiner eingegebenen Daten eine Ist-Analyse seines Produktentwicklungsprozesses. Der Report vergleicht den Status des Unternehmens mit den best practices der Maschinenbau-Branche.

Die Basisdaten wurden in einem langwierigen Auswahlverfahren und zahlreichen Sitzungen der Initiatoren, des VDMA und der Uni Magdeburg ermittelt. Aus der dann fertigen Analyse wird deutlich, wo der Nachholbedarf ist. Somit wäre ein Teil der Initiative, die kostenlos ist, abgeschlossen.

Optmierungsempfehlungen für 100 Euro erhältlich

Der zweite angebotene Teil ist noch umfangreicher. Dort bekommt das mitmachende Unternehmen eine individuelle schriftliche Auswertung, die auch erste Empfehlungen zur Optimierung der Prozesse sowie Methoden und Werkzeuge innerhalb der Produktentwicklung beinhaltet. Darüber hinaus wird das betriebswirtschaftliche Potenzial beschrieben, das sich aus einer solchen Optimierung ergeben könnte. Dieser Teil ist dann kostenpflichtig, bietet aber für 100 Euro jede Menge umsetzbarer Informationen, Tipps und Empfehlungen.

Die Fragebogenaktion Engineering produktiv läuft vom 24. September 2007 bis 31. August 2008. Erste Ergebnisse über den Status des Engineering im deutschen Mittelstand werden während der Hannover-Messe 2008 im Bereich Digital Factory publiziert. Danach haben die Teilnehmer bis 31. August Zeit, etwas an ihren Prozessen zu verbessern, um dann möglicherweise während der Messe AMB in Stuttgart einen gut dotierten Preis zu gewinnen.

Dennoch lohnt sich das Mitmachen schon dadurch, dass Unternehmen in Sachen Engineering eine Standortbestimmung mit möglichen Verbesserungspotenzialen erhalten, womit sie letztendlich Kosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können.

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