H.P.Kaysser „Künstliche Intelligenz“ für die mannlose Auftragsabwicklung

Autor / Redakteur: Klaus Vollrath / M.A. Frauke Finus

Prototypen, Einzelteile und Kleinserie – will man solch einen Auftrag vergeben, rennt man beim Lohnfertiger selten offene Türen ein. Anders sieht es aus, wenn man seine Blechzuschnitte und demnächst auch seine Blechbiegeteile in Stückzahl 1 bis sechsstellig einfach bei H.P.Kaysser online bestellt. Dank moderner IT und automatisierter Auftragsabwicklung ist das möglich.

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Bei vielen Kunden geht es um einfache Zeichnungsteile in unterschiedlichsten Losgrößen vom Einzelteil beziehungsweise Prototypen bis zu 10.000er Stückzahlen.
Bei vielen Kunden geht es um einfache Zeichnungsteile in unterschiedlichsten Losgrößen vom Einzelteil beziehungsweise Prototypen bis zu 10.000er Stückzahlen.
(Bild: Kaysser)

Für Handwerker, Metallbauer, Entwickler und Industriebetriebe wird die Beschaffung einfacher Blechzuschnitte und Biegeteile in beliebigen Stückzahlen bis herunter zu einzelnen Prototypen leichter und kostengünstiger: Keine Fahrten mehr zum Lieferbetrieb, kein Herumdiskutieren mit Verkaufsabteilungen, die an solchen Einfachstteilen nicht immer das größte Interesse haben. Stattdessen kann man seine Blechzuschnitte – und demnächst auch Blechbiegeteile – bequem und einfach online bestellen. Aufbauend auf einem bereits seit 2010 erfolgreich betriebenen Online-Bestellservice für Blechteilzuschnitte arbeitet der mittelständische deutsche Blechverarbeiter Kaysser intensiv an einem IT-System, das auch für einfache Blechbiegeteile rund um die Uhr vollautomatisch Angebote erstellt und Aufträge entgegennimmt. Dazu genügen die Übermittlung einer CAD-Zeichnung sowie der erforderlichen Angaben zu Material und Oberflächenzustand. Herstellung und Lieferung erfolgen je nach Vorgabe innerhalb weniger Tage bis weniger Wochen.

„Der typische Blechverarbeiter wird zu einem Spagat zwischen unterschiedlichen Marktsegmenten gezwungen“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kaysser, geschäftsführender Gesellschafter der H.P. Kaysser GmbH + Co.KG in Leutenbach, einem mittelständischen Familienunternehmen mit rund 380 Mitarbeitern. Mit einfachen Zuschnitt- und Biegeteilen nach Zeichnung ist heute im Prinzip kaum noch Geld zu verdienen. Wirtschaftlich interessant sind eher solche Aufträge, bei denen es um aufwendige Gesamtlösungen wie Kfz-Strukturbauteile oder um einbaufertige Gehäuse für Maschinen oder Automaten einschließlich Anbauteilen und Zusatzaggregaten geht. Das erfordert jedoch den Aufbau einer entsprechend leistungsfähigen Infrastruktur mit hoch qualifiziertem Personal und einer aufwendigen und teuren Logistik und Vorratshaltung mit zehntausenden von Einzelteilen. Ein solcher Personalapparat ist jedoch für die Annahme von Aufträgen über einfache Bauteile in kleinen Mengen ein Handicap. Als weiterer Problempunkt kommt hinzu, dass selbst bei Kunden, die von bestimmten Teilen insgesamt mittlere bis größere Stückzahlen benötigen, die einzelnen Abrufe in immer kleineren Mengen gestückelt werden, obwohl bei den Preisverhandlungen das Gesamtvolumen in Aussicht gestellt wurde sei. Dadurch müsse man die Anlagen häufiger umrüsten und es werde schwieriger, die Teile auf den zu verarbeitenden Blechtafeln im Sinne einer bestmöglichen Materialnutzung optimal anzuordnen. Als Antwort setze man auf IT, Automatisierung und Vernetzung der Fertigungsanlagen.

Gegensätzliche Marktwünsche als Herausforderung

„Angesichts der Gegensätzlichkeit der Erfordernisse dieser verschiedenen Marktsegmente setzen viele Betriebe darauf, die anspruchsvolleren und wirtschaftlich interessanteren Kunden bevorzugt zu bedienen“, ergänzt Dipl.-Ing. (FH) Frank Niedermaier, Vertriebsleiter von Kaysser. Die dementsprechend hohen Kosten für qualifiziertes Personal und die erforderliche betriebliche Logistik haben jedoch fast zwangsläufig zur Folge, dass man im Bereich einfacher Teile und Kleinstmengen preislich nicht mehr mithalten kann. Dadurch geht jedoch Volumen verloren. Die Folgen sind vielfältig und reichen von preislichen Handicaps beim Materialeinkauf bis zu einer Zunahme der Materialverluste durch Verschnitt, weil man aufgrund des geringeren Volumens mehr Mühe hat, eine gegebene Tafel durch Kombination von Teilen aus unterschiedlichen Ordern möglichst vollständig zu nutzen. Zudem sind Kunden, die man in diesem Bereich verloren hat, nur schwer zurückzugewinnen. Ein Unternehmen, das versuchen will, beide Teilmärkte gleichermaßen zu bedienen, steht daher vor der Herausforderung, seine internen Abläufe so umzustrukturieren, dass beide Marktsegmente erfolgreich bedient werden können.

Automatisierte Auftragsabwicklung mit modernster IT

„Wir haben uns schon 2010 entschieden, hierbei auf moderne IT-Lösungen zu setzen“, verrät Kaysser. Der erste Schritt bestand darin, neben der klassischen Vertriebsschiene mit Verkäufern, Beratern und Auftragsabwicklern komplett neue und weitgehend mannlose Strukturen aufzubauen, die es dem Kunden gestatten, seine Teilewünsche online einzugeben und nach Erhalt eines entsprechenden Angebots auch direkt zu bestellen. In einem ersten Schritt wurde dies unter dem Logo „Laserteile4you“ für Laserzuschnitte realisiert. Die dazu entwickelte Software gestattet es dem Interessenten, seine Zeichnung (im DXF-Format) sowie Vorgaben wie Werkstoff und Materialdicke direkt online einzugeben und einen Liefertermin auswählen. Das System erstellt aufgrund dieser Vorgaben sofort ein Angebot, so dass der Kunde noch in der gleichen Sitzung auch den entsprechenden Auftrag auslösen kann. Alternativ kann er dieses Angebot auch ablegen und später wieder aufrufen, zum Beispiel wenn er seinerseits auf der Grundlage der Kalkulation ein Angebot abgeben muss.

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