Reimann Wenn sich ein Industriefertiger auf große Größen spezialisiert

Autor M.A. Frauke Finus

Der Industriefertiger Reimann aus Mönchengladbach ist auf die Sanierung von Industrieöfen spezialisiert. Hier gilt es große Größen zu meistern – auch auf einer Rundbiegemaschine.

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Die von Reiman rundgewalzten Bleche haben beeindruckende Dimensionen. Auf der Rundbiegemaschine von Hezinger können Stärken bis 22 mm verarbeitet werden.
Die von Reiman rundgewalzten Bleche haben beeindruckende Dimensionen. Auf der Rundbiegemaschine von Hezinger können Stärken bis 22 mm verarbeitet werden.
(Bild: Reimann)

Der Schritt in die Selbstständigkeit ist immer ein mutiger. Vor allem, wenn man nicht „einfach erbt“, sondern sich verschuldet, um ein bestehendes Unternehmen zu kaufen. Jemand, der diesen Mumm hatte – und das auch noch im zarten Alter von Anfang 30 – ist Jürgen Kreutzer. Der Maschinenbautechniker war zuletzt Betriebsleiter unter dem damaligen Inhaber und Namensgeber der Reimann Stahlbau GmbH in Mönchengladbach, bevor er 2004 zum geschäftsführenden Gesellschafter wurde und im Jahr 2007 dann die Gesellschafteranteile zu 100 % übernahm. In den seitdem vergangen gut 10 Jahren hat sich einiges getan: Reimann hat sich vom Stahlbauer zum Industriefertiger und Spezialisten für die Sanierung von Industrieöfen entwickelt. Und das bedeutet beeindruckende Größen, die die Bauteile haben, die in den Hallen zu sehen sind. Zwei 32-t-Kraninstallationen sind dafür nötig. Reimann kann zum Beispiel Stahl bis 25 mm und Edelstahl bis 22 mm auf einer Schneidanlage Trulaser 3040 von Trumpf bearbeiten. Neben Industrieöfen ist Reimann für seine Kunden in den Gebieten der technischen Isolierungen, Edestahlfertigung, Kesselfertigung und Rohrleitungsbau zu Hause.

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Rund 100 Mitarbeiter sind in Mönchengladbach und zwei weiteren Standorten in NRW beschäftigt. Viele davon sind oft mehrere Wochen beim Kunden vor Ort in Projekte involviert. Neben dem Laserschneiden kann Reimann im eigenen Haus unter anderem abkanten, rundwalzen, schweißen, nieten und polieren. Gearbeitet wird unter anderem mit Lösungen von Trumpf, Darley, Hezinger, Fronius, EWM und Merkle.

Beeindruckend große Formate rundbiegen

Sanierungen oder Neubauten von Industrieofenanlagen sind echte Großprojekte. Die riesigen Bauteile bestehen unter anderem aus hitzebeständigem Material und werden meist schon mit dem Kunden gemeinsam bei Reimann projektiert und konstruiert. „Wir haben schon Anlagen gefertigt, die aus 16.000 Einzelteilen bestanden haben“, erzählt Jürgen Kreutzer im Gespräch mit Blechnet. Unter anderem sind oft auch Lüftungsräder in entsprechenden Aussparungen verbaut. Die dafür von Reiman rundgewalzten Bleche haben beeindruckende Dimensionen. Auf der Rundbiegemaschine von Hezinger (Länge 3100 mm) können Stärken bis 22 mm verarbeitet werden. Die hydraulische 4-Walzen-Rundbiegemaschine ermöglicht Genauigkeit und Präzision beim Biegen sowie Zylinder- und Konusrunden.

Eine andere Spezialität von Reimann ist die Edelstahlfertigung, auch im Reinraum. „Dank seiner besonderen hygienischen Eigenschaften, aber auch dank seiner Korrosions- und Säurebeständigkeit sowie seiner hohen Festigkeit, eignet sich der Werkstoff hervorragend für den Einsatz in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, aber auch in der pharmazeutischen und chemischen Industrie“, erklärt Kreutzer. Da kein Papa mit seinem Kind zum Arzt fahren möchte, weil der Junior beim Chipsnaschen ein Metallteil verschluckt hat, das da nicht hingehört, durchläuft jede Chipstüte in der Produktion Metalldetektionssysteme. Für einen Hersteller von solchem Equipment für die Lebensmittelindustrie fertigt Reimann die Hardware, also beispielsweise die Gehäuse oder auch die sogenannten Suchspulen. Die Oberflächen der Edelstahlspulen werden in einem weiteren Feritungsschritt mit Glasperlenstrahlen behandelt. Ähnlich dem Sandstrahlen handelt es sich dabei um ein Druckluftstrahlverfahren, bei dem anstelle von Sand kleine Glaskügelchen als Strahlmittel verwendet werden. „Durch die Glasperlenstrahlen erhalten die Spulen eine seidenmatte Oberfläche“, führt Kreutzer aus, „zudem wird die Oberfläche gereinigt und homogenisiert.“

Digitalisierung der Prozesse hält Einzug

Da die Zeichen bei Reimann deutlich auf Wachstum stehen, hat Kreutzer Anfang dieses Jahres ein ERP-System eingeführt. Im Februar wurde es nach einer Projektlaufzeit von knapp zwei Jahren in Betrieb genommen. „Das alte System war in die Jahre gekommen und konnte den veränderten Anforderungen nicht mehr Rechnung tragen. Im Schnitt sind bei uns in allen Geschäftsbereichen etwa 200 bis 250 Projekte parallel am Start. Deren Komplexität ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von einfachen Teilen bis hin zu ganzen Baugruppen. Alle Prozesse sowie die Planung und Steuerung sämtlicher Projekte erfolgen jetzt endlich zentral und digital. Damit sind wir in der Lage, den Status jedes einzelnen Projekts zu verfolgen und alle projektrelevanten Informationen abrufen zu können“, freut sich Kreutzer. „Von der Angebotslegung, über die Auftragsvorbereitung, die Zeiterfassung der Mitarbeiter, die Entgeltabrechnung, die Verwaltung und Buchung von Eingangs- und Ausgangsrechnungen bis hin zu Stücklisten und Einzelteilen – alle wichtigen Informationen und Dokumente werden digitalisiert und sind in Echtzeit verfügbar.“

Blickt Kreutzer in die Zukunft hat er schon das nächste Projekt auf dem Schirm. „Der nächste Schritt, den wir 2020 angehen wollen, ist eine Automatisierung unserer Fertigung.“ Damit einher geht der Gedanke an eine Investition in eine neue Laserschneidanlage mit entsprechender Automationslösung.

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