Kaufmann Blechkomponenten für Schaltanlagen und Schienentechnik
Investitionen in Millionenhöhe – das ist doch für einen mittelständischen Blechbearbeiter mit rund 160 Mitarbeitern recht ungewöhnlich. Solche Investitionen müssen sich schließlich rechnen. Doch damit hat der Blechbearbeiter Kaufmann offensichtlich keine Probleme. Spezialisiert auf die Herstellung von Systemen für Schaltanlagen in Schienenfahrzeugen und anderen Komponenten, ist der Betrieb für Einzelstücke wie auch für Klein- und Großserien gut gerüstet.
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Nächstes Jahr soll kräftig gefeiert werden – denn dann gibt es die Kaufmann GmbH & Co. KG im pfälzischen Schwegenheim seit 50 Jahren. Begonnen alles im Jahre 1958 als Kurt Kaufmann sein Unternehmen gründete. Ursprünglich als ganz gewöhnlichen Elektroinstallations-Betrieb. Doch schon bald setzte er auf neue Aktivitäten und erweiterte sein Unternehmen dahingehend, dass er Trafostationen bestückte und folglich dafür auch zahlreich benötigte Metallteile selbst herstellte.
In der weiteren Entwicklung wurden auch die ersten Schaltanlagen gebaut. Somit musste auch eine Blechbearbeitung mit einigen Maschinen her. Eines Tages wurde diese, neben dem Installationsgeschäft, zum dominierenden Geschäftsbereich. Heute arbeiten von den 160 Mitarbeitern rund zwei Drittel in der Metallfertigung.
1985 in die Blechbearbeitung eingestiegen
Ein Mann der ersten Stunde war damals der heutige Prokurist und Betriebsleiter Metalltechnik Karl-Heinz Hausch. Ein Praktiker, der die Blechbearbeitung förmlich lebt. „So richtig sind wir erst 1985 in die Blechbearbeitung eingestiegen, als wir uns für die erste CNC-Blechbearbeitungsmaschine entschieden, die wir dann 1986 zur Verfügung hatten – es war übrigens schon eine Trumpf Trumatic 235 mit manuellem Werkzeugwechsel“, erzählt Hausch.
Durch diese Maschine wurde Hausch zu der damaligen Zeit erstmals vor ein größeres Problem gestellt. Denn mit der Trumatic konnten plötzlich die Schaltanlagen, die vorher in einer Woche gefertigt wurden, in einem Tag fertiggestellt werden. „Da hab ich mich dann einfach auf die Suche nach neuen Aufträgen gemacht, um die hohen Investitionskosten der Trumatic zu rechtfertigen“, verrät Hausch.
Das war offensichtlich nicht sehr schwierig, weil andere Blechbearbeiter damals noch nicht über einen solch modernen Maschinenpark verfügten. Das Geschäft florierte – wie auch heute noch. Daraus erwuchs dann bei Kaufmann der Wunsch und die Notwendigkeit 1988 bereits die Trumatic 235 gegen eine 240er mit automatischem Werkzeugwechsel auszutauschen. Im übrigen setzt Hausch ganz und gar auf die Marke Trumpf: „Damit habe ich nicht nur hervorragende Spitzentechnik, sondern auch einen ausgezeichneten Service“, macht er deutlich.
Enge Kontakte mit Lokomotivenherstellern und -betreibern
In der Folge beschaffte Hausch seinem Unternehmen neue Anfragen. Verbindungen zu Lokomotivenherstellern und -ausrüstern gaben dem Blechbearbeiter eine neue Richtung. Die Deutsche Bahn wollte ihren Lokomotiven-Fuhrpark modernisieren. Es sollten Anfang der 90er Jahre – außer dem Paradepferd ICE – die Zugmaschinen im Personen- wie auch im Güterverkehr antriebstechnisch auf Vordermann gebracht werden.
Hausch weiß noch: „Die erste Baureihe war die 101er, die mit Modulen ausgestattet wurde, und das war quasi der Einstieg für uns.“ Es handelte sich dabei um ein Kabelkanalsystem, das aufgrund seiner Beanspruchung und Sicherheitsbestimmungen nicht aus Kunststoff bestehen durfte, aber trotzdem leicht sein sollte. Entwickelt wurde dieses dann in Gemeinschaftsarbeit mit ABB-Henschel. „Es war eine umwälzende Geschichte, was die Montagezeit betrifft“, sagt Hausch, „denn die Kabelkanäle wurden so zu sagen auf einem Dummygestell komplett vormontiert und anschließend als Baugruppe über das Dach in die Lokomotive eingeführt. Das reduzierte die Lok-Montage von einem Stück in vier Wochen auf drei Stück in einer Woche.“
Lokomotivenhersteller und –betreiber wie die Deutsche Bahn erkannten und schätzten die Fähigkeiten und Zuverlässigkeit des Blechbearbeiters. Mittlerweile hat sich Kaufmann auch zu einem Systemlieferanten entwickelt. Die und die Kunden fordern vom mttelständischen Blechspezialisten nach und nach noch mehr Leistungen und Systemverantwortung ab. So sind heute auch Führerstände in zahlreichen Lokomotiv-Baureihen und Triebwagen ein innovatives Produkt aus Schwegenheim. Wesentlichen Anteil hat das Unternehmen an den aus Aluminium gefertigten leichten und mit weniger Bauteilen auskommenden Leitständen, die der Blechbearbeiter maßgeblich mit entwickelt hat.
Auch knifflige Probleme werden gelöst
„Zuverlässigkeit, Qualität und ein hohes Innovationspotenzial“, so Hausch, „können wir jederzeit garantieren. Wir haben mittlerweile ein Team zusammengeschmiedet, das bereit ist, auch im Dreischicht-Betrieb zu arbeiten.“ Die gesamte Bandbreite der Schwegenheimer Leistungen aufzuzählen, würde Bände füllen. Es wird grundsätzlich niemand abgewiesen, selbst wenn er ein noch so kniffliges Problem hat.
Das Unternehmen kann auf ein gesundes und kontinuierliches Wachstum zurückblicken. Begleitend wurde der Maschinenpark sowie auch die Fertigungs- und Montagehallen sukzessive erweitert und modernisiert. In den Fertigungshallen stehen heute außer den Trumpf-Maschinen – die aktuellste Investition ist eine Laserschneidanlage Trumatic L 4030 – auch einige Abkantpressen von Hämmerle (Bystronic) und eine Blechentgratmaschine von Hans Weber in Kronach.
Neu im Maschinenpark: Trumatic L 4030
Von der Unternehmensgröße aber nicht von der Leistung her ist es erstaunlich, dass der Mittelständler erst jüngst eine Million Euro investierte. Mit der Trumatic L 4030 kann Hausch jetzt auch Blechformate von 2000 x 4000 mm bei Blechdicken bis 18 mm in Edelstahl und 8 mm in Aluminium bearbeiten.
Wer zwar unter dem Beschaffungsdruck eines Blechteiles steht, aber selbst noch keine Idee dafür hat, dem wird bei Kaufmann auch geholfen. Durch die Möglichkeit, mit Catia V5 auch in 3D zu konstruieren, werden Ideen in kürzester Zeit umgesetzt und die fertigungstechnische Machbarkeit überprüft. Das Unternehmen selbst ist nach DIN ISO 9001 zertifiziert und nachweislich mit allen schweißtechnischen Zulassungen ausgestattet. Es gibt keine Regel, nach der die Kaufmann GmbH & Co. ein Blechteil oder System nicht fertigen dürfte – da ist alles in trockenen Tüchern.
Hausch ist davon überzeugt, dass die Entwicklung auch in Zukunft so weiter geht. „Wer besondere Aufgaben ordentlich löst, hat immer Geschäft“, meint er. Mit der erreichten Flexibilität ist das Unternehmen auch in der Lage am Standort Deutschland hervorragende Arbeit zu leisten und die hohen Investitionen erschließen dem Blechfertiger weitere neue Kundenkreise.
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