GSI SLV Duisburg / Mundan Tischlein deck dich – Wie ein Tisch das Punktschweißen einfacher macht
Schaltschränke schweißen – das kann durchaus eine Herausforderung sein, wenn man in die hinterste Ecke des großen und unhandlichen Blechgehäuses vordringen muss. Zum Positionieren sind auch gerne mal drei Kollegen nötig. Ein Punktschweißgerät aus Japan macht den Job jetzt einfacher.
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Das Gebäude in Duisburg in der Bismarckstraße ist sehr lang. Nach und nach wurde immer wieder etwas angebaut. Mehrere Treppenhäuser und Aufzüge laden Gäste zum Verlaufen ein. Doch genau dieses Gebäudewachstum zeigt sinnbildlich die Erfolgsgeschichte des Hauses und der Technik, für die das Haus steht – das Schweißen. Kein Unternehmen im eigentlichen Sinne, sondern eine gemeinnützige Einrichtung ist die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt (SLV), die zur Dachorganisation GSI Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH gehört und eng mit dem DVS Deutscher Verband Schweißtechnik verbunden ist.
Darum steht Stefan Schreiber, Spezialist für die Widerstandsschweißtechnik und stellvertretender Leiter der Abteilung Werkstoffe & Verfahren, bei der Begrüßung auch nicht in einer Produktionshalle, sondern in einem Schulungslabor, in dem rund ein Dutzend verschiedene Maschinen unterschiedlicher Hersteller fürs Schweißen aufgebaut sind – insgesamt finden sich etwa 50 Widerstandsschweißmaschinen in allen drei Laborräumen.
Überall sind fein säuberlich Proben und ihre Dokumentationen abgelegt, denn der Name Lehr- und Versuchsanstalt ist hier Programm. „Neben der Lehre – Aus- und Weiterbildungen für spezielle Schweißprozesse – werden auch im Kundenauftrag Teile, Verfahren, Werkstoffe und eventuelle Schäden geprüft beziehungsweise analysiert und Beratungsleistungen geboten.
Die SLV Duisburg organisiert außerdem Konferenzen, Fachtagungen und Kolloquien“, erklärt Schreiber. „Unsere Spezialität sind alle Varianten des Widerstandsschweißens, Kleinteil- und Mikrofügen, Laserschweißen, alle Lichtbogenprozesse (auch Fülldraht- und Unterpulverschweißen), alle Arten des Lötens und thermisches Spritzen.“ Ausgebildet wird unter anderem zum Schweißfachingenieur, zum Schweißfachmann, zum Schweißwerkmeister und zum Schweißgüteprüfpersonal. Neben Duisburg, wo rund 100 Mitarbeiter beschäftigt sind, gibt es noch weitere Niederlassungen, beispielsweise in München, Fellbach und Berlin.
Die untere Elektrode ist ein ganzer Tisch aus Kupfer
Schreiber ist seit seit über 30 Jahren in der Widerstandsschweißtechnik in den Bereichen Industrieberatung, Ausbildung und Forschung zu Hause. Als er im Jahr 2014 über die Euroblech durch die einschlägigen Gänge schlenderte, wurde er deshalb auch direkt auf den Messestand vom japanischen Unternehmen Koyo Giken aufmerksam, die damals den ersten Deutschlandauftritt überhaupt hatten. „Ich bin am Stand vorbeigelaufen und habe mir die Exponate von Koyo Giken erstmal nur oberflächlich angeschaut und bin am Stand vorbei gegangen zu einem Termin bei einer anderen Firma. Beim weiteren Gang über die Messe dachte ich dann `gar nicht so doof` und bin nochmal zurückgekehrt,“ berichtet Schreiber, der daraufhin direkt mit Dietmar Boenninger, Sales Manager der Mundan GmbH, deutscher Exklusivpartner von Koyo Giken, ins Gespräch kam.
„Auf der Euroblech haben wir die Tisch-Punktschweißmaschine Myspot erstmals in Deutschland gezeigt. Das System ist für eine High-Mix-Low-Volume-Produktion ideal geeignet“, erklärt Boenninger. „Das Besondere der Anlage, das auch Herrn Schreiber damals sofort ins Auge gestochen ist, ist, dass die untere Elektrode ein ganzer Kupfertisch ist und die obere Elektrode sich an einem Schwenkarm befindet, der optional nur horizontal, nur vertikal oder auch kombiniert für den Tisch verfügbar ist.“ Der Tisch hat, je nach Anlagentyp, standardmäßig die Größe 800 x 1000 mm beziehungsweise 1000 x 1500 mm und dient praktisch als stabile Auflage für die zu bearbeitenden Werkstücke.
Schreiber ergänzt: „Bei große Bauteilen, beispielsweise Schaltschränke, müssen oft zwei oder mehr Mitarbeiter das Bauteil handhaben und die Punkitschweißzange betätigen. Durch dieses Tischkonzept schafft eine Person es allein, das Werkstück zu schweißen.“ Boenninger führt weiter aus: „Die obere Elektrode am Schwenkarm kann einfach an die gewünschte Schweißposition geführt werden, wird mit dem Material locker in Berührung gebracht und der Schweißprozess wird dann über Hand- oder Fußtaster gestartet. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Stoßpunkter wird dann jedoch mithilfe eines Pneumatikzylinders die an die Schweißaufgabe angepasste Elektrodenkraft definiert aufgebracht, sodass eine qualitativ hochwertige und spritzerfreie Schweißung ermöglicht wird. Besonders prädestiniert ist Myspot dank des Tischs – der großflächigen Unterelektrode – für einseitig, unsichtbare Schweißungen.“
Außerdem muss das Personal für die Anwendung des Myspot nicht extra geschult werden. Die Hauptparameter Kraft, Strom und Zeit sind in einer Datenbank im Gerät hinterlegt, sodass der Bediener per Touchscreen nur Material und Blechdicke auswählen muss. Das passt für die allermeisten Aufgaben gut, kann aber für Spezialaufgaben auch durch eigene Parameter ergänzt werden. Das mit Invertertechnologie ausgestattete Tisch-Punktschweißgerät arbeitet neu unter dem Namen „High Speed“ mit einer Inverterstromquelle mit 10 kHz, was kürzere Schweißzeiten und geringere Wärmeverluste ermöglicht. „Mit Myspot High Speed kann man in vielen Fällen die Oberflächenqualität deutlich verbessern, wobei bei den kürzeren Zeiten dank 10-kHz-Technik der Strom auch exakt geregelt werden kann“, zählt Schreiber weitere Vorteile des Geräts auf.
In Deutschland sind die 21er und die 3er Serie verfügbar, einer der Unterschiede ist beispielsweise, dass bei der 21er Serie der Tisch höhenverstellbar ist. Myspot ist außerdem mit einem sogenannten Anti-Oxidationssystem ausgestattet. Es ermöglicht oxidationsfreie Punktschweißergebnisse für Edelstahl. Wer das ausprobieren möchte, den laden Schreiber und Boenninger herzlich nach Duisburg ein. „Wir freuen uns über alle Interessierten, die Myspot bei SLV in Aktion erleben möchten. Gerne können eigene Werkstücke mitgebracht werden und es kann und soll selbst Hand angelegt werden.“
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