Blechnet trifft... ... auf ein Unesco-Weltkulturerbe: die Völklinger Hütte im Saarland

Autor M.A. Frauke Finus |

Die ehemalige Völklinger Hütte im Saarland ist als Industriedenkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung Unesco-Weltkulturerbe. In seiner Bedeutung steht es gleichberechtigt neben den ägyptischen Pyramiden oder der Chinesischen Mauer. Der Ursprung liegt im Jahr 1873, als der Hütteningenieur Julius Buch in Völklingen ein Stahlwerk gründete.

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Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland.
(Bild: Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Franz Mörscher)

Ein Museum mitten in einem Stahlwerk. Werkzeugschränke, Pausenbänke, Hochofen, Hängebahnwagen, Gebläsehalle – es ist praktisch alles noch genau so an Ort und Stelle und in dem Zustand wie im Jahr 1986, als die Roheisenproduktion in Völklingen stillgelegt wurde.

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Die Hütte ist das einzige Eisenwerk aus der Blüte der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist. Seit 1873 wurde mit bewegter Geschichte hier Stahl produziert. Der erste Hochofen wurde 1883 abgeblasen. 1952 erreichte die Hütte ihren Produktionshöchststand, bedingt durch den Bauboom in der Nachkriegszeit. Im Jahr 1965 zählten die gesamten Produktions- und Verwaltungsbereiche der Völklinger Hütte insgesamt 17.000 Mitarbeiter. Die weltweite Stahlkrise erfasste 1975 auch Völklingen. Nach mehreren Namens- und Eigentümerwechseln heißt seit 1986 das Unternehmen, das heute noch in Völklingen ansässig ist, Saarstahl AG.

Nach der Stilllegung der Roheisenphase im Jahr 1986 wurde dieser Teil der Völklinger Hütte als Industriedenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Nach Instandsetzung und Begehbarmachung begann die Nutzung als musealer Betrieb. 1994 erhob die Unesco die Roheisenerzeugung der Völklinger Hütte als Industriedenkmal in den Rang eines Weltkulturerbes der Menschheit. 2007 wurde sie für die Auszeichnung als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert. Sie ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist heute ein wichtiger Standort der Industriekultur in Europa und Ankerpunkt der europäischen Route der Industriekultur (ERIH).

Aussichtsplattform am Hochofen in 45 m Höhe

Zu den Pionierleistungen der Völklinger Hütte zählen der Erzschrägaufzug und die Sinteranlage. Über den Erzschrägaufzug wurden die Rohstoffe mit einer Hängebahn zur Gichtbühne in 32 m Höhe transportiert. Die Gichtbühne verbindet die sechs Hochöfen der Völklinger Hütte. Dieses Transportsystem ist eines der Besonderheiten. Die Sinteranlage bot die Chance, Reststoffe des Verhüttungsprozesses wie Feinerz und Gichtstaub zu recyceln. In Völklingen entstand eine der modernsten und zur damaligen Zeit größten Sinteranlagen Europas.

Heute wird nicht mehr gesintert – an genau dieser Stelle befindet sich heute das Unesco-Besucherzentrum. Besucher erfahren hier alles über die europäische Route der Industriekultur, die Geschichte der Völklinger Hütte und die Geschichte von Eisen und Stahl. Eine multimediale Einführungsshow skizziert den ehemaligen Arbeitsalltag. Ein Abenteuer ist der Aufstieg auf die Aussichtsplattform am Hochofen in 45 m Höhe. Von dort kann man die Industrielandschaft des Weltkulturerbes überblicken.

Bühne für Ausstellungen und Kunstinszenierungen

In der Erzhalle lagerten einst riesige Mengen von Erz. Heute ist sie ein Ort für Kunstausstellungen und Sciencecenter-Ausstellungen. Auch die Möllerhalle mit ihren rostbraunen Staubwänden und begehbaren Silotaschen wird für Kunstinszenierungen genutzt.

Die größten Ausstellungen in der Völklinger Hütte haben ihren Platz in der Gebläsehalle mit den weltweit einzigartigen Gebläsemaschinen. Themen wie die Kultur des alten Ägypten oder die Großausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott.“ werden in der Gebläsehalle aufbereitet. Die Inka-Ausstellung wurde aufgrund großer Resonanz verlängert und zeigt noch bis zum 8. April in 220 einzigartigen Exponaten die Faszination der alten peruanischen Hochkulturen und ihr Aufeinandertreffen mit den Europäern im 16. Jahrhundert.

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