Patent-Index 2020 Deutschland auf Platz 1 bei Patentanmeldungen in Europa

Redakteur: Dipl.-Ing. Dorothee Quitter

Das Europäische Patentamt (EPA) hat das Jahr 2020 ausgewertet: Demnach haben deutsche Erfinder und Unternehmen im vergangenen Jahr 25.954 Patentanmeldungen eingereicht – eine Spitzenposition, trotz 3 % Rückgang zum Vorjahr.

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(Bild: EPA)

Laut EPA wurden 2020 insgesamt 180.250 Patentanmeldungen eingereicht, womit die Zahl der Anmeldungen trotz Pandemie nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb und mit einem Rückgang von 0,7 % nur leicht unter dem Rekordwert von 2019 (181.532) lag. Aus den 38 EPA-Mitgliedsstaaten wurden mit über 81.000 Patentanmeldungen 1,3 % weniger Anmeldungen gegenüber dem Vorjahr eingereicht.

Deutschland auf Platz 2 im weltweiten Vergleich

Im Ranking der aktivsten Ursprungsländer lagen nur die USA (44.293 Patentanmeldungen) vor Deutschland mit knapp 26.000 Patentanmeldungen. Dahinter reihten sich Japan (21.841), China (13.432) und Frankreich (10.554) ein. Erneut kamen die größten Anmeldezuwächse von chinesischen (+9,9 %) und südkoreanischen Anmeldern (+9,2 %). Dagegen gingen die Patentanmeldungen aus den USA im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 4,1 % zurück, während die Einreichungen von japanischen Unternehmen im Vorjahresvergleich um 1,1 % sanken.

Unser Patent Index 2020 zeigt, dass die Nachfrage nach Patentschutz nach wie vor hoch ist. Das gilt erneut für die Unternehmen und Erfinder aus Deutschland, die ihre Innovationskraft auch in der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt haben.

António Campinos, EPA Präsident

Die Auswertung der Patentanmeldungen im Detail

Folgende Bildergalerie zeigt in Diagrammen und Tabellen eine detaillierte Auswertung der Patentanmeldungen:

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Starkes Wachstum in der Biotechnologie, Medizintechnik und bei Arzneimitteln

Wie die Jahreszahlen belegen, waren 2020 besonders Erfindungen aus dem Gesundheitswesen für die Patentaktivitäten beim EPA verantwortlich: Die Medizintechnik (+2,6 %) war hinsichtlich Anmeldezahlen das aktivste Technologiefeld. Einen sprunghaften Anstieg verzeichnet zudem der Life-Science-Bereich – die Segmente Arzneimittel (+10,2 %) und Biotechnologie (+6,3 %) zeigten die größte Zunahme bei den führenden Technologiefeldern.

Dies spiegelt sich auch in den Anmeldezahlen aus Deutschland wider. So kam das stärkste Wachstum bei den Patentanmeldungen deutscher Unternehmen 2020 ebenfalls aus der Biotechnologie (+9,4 %) und bei Arzneimitteln (+ 8 %). Im Segment Medizintechnik reichten deutsche Unternehmen 1.210 Patentanmeldungen ein (-5,3 %). Damit lagen deutsche Unternehmen auf diesem Gebiet nicht nur innerhalb Europas an der Spitze: Im Vergleich aller Länder meldeten nur US-amerikanische Unternehmen mehr Patente in der Medizintechnik an.

In der Biotechnologie sind mit Merck KGaA (Platz 7) und BASF (Platz 8) zwei deutsche Unternehmen in den Top 10. Bei Arzneimitteln konnten sich ebenfalls zwei deutsche Firmen unter den Top 10 platzieren – Boehringer Ingelheim auf Platz 8 sowie die Bayer AG (Platz 10). Schließlich reichte die Fresenius SE & Co. KGaA in der Medizintechnik die siebtgrößte Zahl an Patentanmeldungen beim EPA ein.

Position deutscher Unternehmen in wichtigen Technologiefeldern

Neben dem Anmeldezuwachs im Bereich Life Sciences steigerten deutsche Unternehmen und Erfinder auch die Zahl der Patentanmeldungen im Feld Elektrische Maschinen, Geräte und Energie (+1,1 %), worunter sich viele Erfindungen im Bereich Klimatechnologien befinden, sowie bei Spezialmaschinen (+0,4 %) und im Bauwesen (+6,3 %). Mit der Siemens AG (Platz 4), Robert Bosch GmbH (Platz 5) und Siemens Energy AG (Platz 9) befinden sich drei deutsche Unternehmen unter den Top 10 beim EPA.

Hingegen verzeichnete der Transport-Sektor (inklusive Kfz-Technik, Zug-, Schiffs- und Flugzeugbau) – ausgehend von hohen Anmeldevolumina im Vorjahr– einen leichten Rückgang von 1,4 %. Hier steht die Continental AG auf dem Spitzenplatz im Anmelderranking; mit Siemens AG (Platz 3), Robert Bosch GmbH (Platz 4) und der Volkswagen AG (Platz 8) zählen drei weitere deutsche Firmen zu den größten zehn Patentanmeldern. Im Teilbereich Automobilbau meldete die Volkswagen AG die meisten Patente beim EPA an.

Auch im Technologiefeld Organische Feinchemie befindet sich mit der BASF ein deutsches Unternehmen an der Spitze. Mit der Bayer AG (Platz 3), Merck KGaA (Platz 4) und der Evonik AG (Platz 9) folgen weitere Unternehmen aus Deutschland innerhalb der zehn anmeldestärksten Firmen.

Patentanmeldungen deutscher Unternehmen aus dem Bereich Messtechnik, zu dem auch Sensortechnologie gehört, gingen im Verhältnis zum Vorjahr (mit einem hohen Stand an Anmeldungen) um 12,3 % zurück. Dennoch liegen mit Robert Bosch (1.) und der Siemens AG auf Platz 3 zwei deutsche Unternehmen ganz vorne.

Drei asiatische Firmen im Anmelder-Ranking 2020 vorne

Das Unternehmensranking der führenden Anmelder spiegelt das anhaltende Wachstum der Patentanmeldungen aus China und Südkorea wider. Samsung stand mit 3.276 Anmeldungen an der Spitze, gefolgt vom Vorjahres-Primus Huawei (3.113) und LG auf dem dritten Rang (2.909). Die Siemens AG lag auf Platz 6, Robert Bosch auf Platz 7 und BASF auf Platz 10. Insgesamt befinden sich unter den Top 10 fünf Unternehmen aus Europa, und damit so viele wie seit 2014 nicht mehr, zwei aus Südkorea und jeweils ein Unternehmen aus China, Japan und den USA.

Bayern in Deutschland und Europa vorne

Im innerdeutschen Länder-Ranking stand 2020 einmal mehr Bayern an der Spitze. Allerdings verzeichnete der Freistaat gegenüber dem Vorjahr einen Anmelderückgang von 7,6 %. Dies spiegelte sich auch auf Städteebene wider: Anmeldungen aus München gingen um 11,8 % zurück. Auf Platz 2 lag Baden-Württemberg mit einem leichten Anmeldezuwachs gegenüber 2019 (+0,9 %), wobei die Patente aus der Landeshauptstadt Stuttgart um 8,7 % zulegten. Nordrhein-Westfalen (-4,5 %) mit Leverkusen und Köln als anmeldeaktivsten Städten belegte den dritten Platz, gefolgt von Niedersachsen (+9,9 %) und Hessen (-9,2 %).

Die Intensität der Patentaktivitäten in den deutschen Bundesländern verdeutlicht auch der Regionen-Vergleich auf EU-Ebene: Danach liegt Bayern an erster Stelle vor der Île-de-France (Region Paris). Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen belegen die Plätze 3 und 4, gefolgt vom niederländischen Nordbrabant (5.) und Stockholm (6.), bevor sich mit Niedersachsen (7.), Hessen (8.) und Rheinland-Pfalz (9.) gleich drei weitere deutsche Bundesländer in die Top 10 der Regionen einreihen, die von der belgischen Region Flandern komplettiert wird.

Die Zahlen zeigen noch kein vollständiges Bild der langfristigen Auswirkungen der Pandemie. Es ist jedoch unbestritten, dass der Weg zu einer gesünderen Welt und stärkeren, nachhaltigeren Volkswirtschaften über Innovation, Forschung und Wissenschaft führt. Denn Innovation, unterstützt durch ein starkes Schutzrechtsystem, ist in jeder Hinsicht ein bedeutender Motor des Aufschwungs

António Campinos, EPA Präsident

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