Dimple Tubes DIN 28177: Erste Norm für Strukturrohre veröffentlicht

Ein Gastbeitrag von Daniela Isler

Anbieter zum Thema

Einen normativen Standard für Maße und Werkstoffe sogenannter Dimple Tubes oder Strukturrohre zur Wärmeübertragung an verfahrenstechnischen Apparaten definiert die im Februar vom Deutschen Institut für Normung veröffentlichte DIN 28177.

Produktionsleiter Jörg Rickert prüft die Präzision der ERK-Tube-Umformung.
Produktionsleiter Jörg Rickert prüft die Präzision der ERK-Tube-Umformung.
(Bild: ERK)

Solche Tubes aus unlegierten, legierten oder nichtrostenden Stählen sind durch regelmäßige spheroidische Einprägungen (RSE) gekennzeichnet, die durch gezielte mechanische Umformung entstehen. Die nahtlosen oder geschweißten Rohre sind besonders für die Produktion von Rohrbündel-Wärmeübertragern und den Einsatz in Druckanwendungen geeignet.

„In Form, Abmessung und Tiefe nach dem jeweiligen Anwendungszeck auslegbar, bewirkten die strukturierten Rohrwände Turbulenzen im Strömungsmedium und verbesserten so gegenüber Glattrohren die Wärmeübertragungsleistung ohne Druckverlusterhöhung drastisch“, sagt Prof. Udo Hellwig, Geschäftsführer der Berliner ERK Eckrohrkessel GmbH. „Als Resultat des um bis zum Faktor 3 höheren Wärmeübergangs schrumpfen die Abmessungen von Anlagen und Apparaten bei gleicher Leistung um die Hälfte bis zwei Drittel, ebenso Materialbedarf und Produktionsaufwand.“ Diese Wirkung sei inzwischen durch mehr als 1000 Referenzen bei Konvektionsheizflächen in unterschiedlichen Anwendungsbereichen nachgewiesen. Zudem seien nach seinen Worten selbst bei starker Partikelbeladung von Rauchgasen durch die geringere Verschmutzungsneigung der Rohr-Oberflächen im Vergleich bis zu sechsfach längere Standzeiten zu erreichen.

Akzeptanzhemmungen hinfällig

ERK war in die zweijährige Arbeit des regelmäßig tagenden DIN-Ausschusses aus Wissenschaftlern, Industrieexperten und Anlagenbauern intensiv eingebunden. Das Traditionsunternehmen sicherte umfangreiche Analysen zur Festigkeit dünnwandiger Rohre für diverse Geometrien, zur Begründung der geometrischen Präge-Formen sowie zum Funktionsnachweis der Tubes in praktischen Anwendungen und zur Wiederholbarkeit des Umformverfahrens. „Für Prüfbehörden entfällt jetzt jegliche Akzeptanzhemmung bei Strukturrohren für Druckanwendungen, denn ihre Praxistauglichkeit ist nachgewiesen, sie sind bei Festigkeitsberechnungen mit nicht strukturierten Rohren gleichsetzbar“, konstatiert Hellwig. Anwender könnten Rohrproduzenten künftig auf die neue DIN hinweisen und ihre effizienzsteigernde Berücksichtigung verlangen.

Die Berliner Verfahrenstechniker mit acht Jahrzehnten Erfahrung im Energietechnikbereich (www.ERK-systems.com) hatten die Strukturrohr-Entwicklung über Jahre vorangetrieben, wurde dafür schon 2016 mit dem „Deutschen Rohstoff-Effizienz Preis“ ausgezeichnet. Ihre Tubes bewähren sich vor allem in Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen und im Kesselbau. Die neue Norm half dem Unternehmen auch gerade selbst bei der Entwicklung eines innovativen Reformers zur Erzeugung von Methanol und Wasserstoff aus Erdöl sowie aus Biomasse: Der Verweis auf die DIN habe jegliche Diskussionen zu Sicherheitsaspekten mit dem bayerischen Auftraggeber sofort beendet, so Firmenchef Hellwig.

Massenprodukt für mehr Effizienz

Die Dimple Tubes etwa aus der Produktion des erfahrenen Partnerunternehmens La Mont (ebenfalls Berlin) sieht er als klassisches Massenprodukt. Allein im Energiebereich läge der Bedarf für Wärmeübertragungstechnik zur Effizienzerhöhung der Abhitzenutzung im Hoch- und Niedertemperaturbereich jährlich „beim 10fachen Erdumfang“. Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten böten sich für Reaktionstechnik in der chemischen Industrie, in der Metallurgie und selbst im Bauwesen, dem die extreme Biegesteifigkeit strukturierter Rohre ganz neue Anwendungsfälle und Einsparpotenziale eröffne. Damit sei das Ende wirtschaftlich wie ökologisch vorteilhafter Nutzungsmöglichkeiten aber lange nicht erreicht, sagt Hellwig. Ließen sich doch neben Stahl- auch Rohre aus anderen duktilen Materialien wie Kupfer, Kunststoff oder sogar Glas mit Nennweiten von acht bis 60 Millimeter strukturieren.

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung