Lissmac/Konecranes Noell Schleif- und Entgratlinie arbeitet besser als die Flex
Es sind richtige Ungetüme –Portalkrane zum Umsetzen von Containern können 12m, 15 m oder noch höher sein. Durchschnittlich stecken in einem derartigen Riesen 27 t Stahlbleche. Die Weiterverarbeitung der Teile verlangt, dass sie passgenau und schweißnahtvorbereitet sind sowie die Kanten einen Verrundungsradius für eine optimale Lackhaftung haben.
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Beim Betreten der Fertigungshalle von Konecranes Noell, vormals Terex MHPS, in Würzburg wird sofort klar, dass hier eine Vielzahl von Blechen verarbeitet wird. Sie sind unterschiedlich dick, von 3 mm bis hin zu 100 mm oder mehr. Die Abmessungen wirken mit bis zu 6000 mm Länge gigantisch. Das Unternehmen hatte seine Anfänge im Stahl- und Anlagenbau. Heute entwickelt und baut Konecranes Portalstapler. In einem Portalkran sind durchschnittlich 27 t Stahlbleche verbaut.
Die Zeiten, in denen der Stahlbau als raue Fertigungstechnik galt, sind vorbei. Funktionsfähigkeit, Optik, Sicherheit und Qualität müssen heute unter wirtschaftlichen Aspekten sichergestellt sein. Passen müssen auch die Bleche, etwa 4000 t jährlich, die der Zuschnitt von Konecranes an den Zusammenbau liefert. Dabei kommt es auch auf die Kanten an. „Als Zulieferer für den Zusammenbau sind wir gefordert, einwandfreie und passgenaue Zuschnittteile zu liefern, die ohne Nacharbeit oder Korrekturen sicher und schnell verbaut werden können“, sagt Burkard Stamm, Abteilungsleiter Zuschnitt bei Konecranes.
Handarbeit mit schwankender Qualität
Zur Kantenbearbeitung diente über viele Jahre allein die „Flex“ als Werkzeug. „Mit der Kantenbearbeitung beziehungsweise der Kantenverrundung und Schweißnahtvorbereitung war bei uns ständig eine Kolonne von vier bis fünf Mitarbeitern befasst. Über eine Schicht betrachtet war das schon Knochenarbeit. Zudem war diese Arbeitsweise eine wahre Quelle der Luftverschmutzung. Ganz zu schweigen von der Ungleichmäßigkeit der Kanten, die durch eine manuelle Bearbeitung nicht anders erreichbar ist“, erläutert Stamm. Dem Abteilungsleiter Zuschnitt und seinem Kollegen Steffen Künzig, Koordinator Zuschnitt bei Konecranes, war schon lange klar, dass ein moderner Stahlbau mit einer manuellen Kantenbearbeitung nicht mehr wirtschaftlich sein kann. Über einen längeren Zeitraum diskutierten sie über das Projekt einer professionellen Kantenbearbeitung. „Wir wussten schon ungefähr, was wir wollten, doch um eine großangelegte Recherche kamen wir dennoch nicht herum“, sagt Künzig. Einer der ersten Ansprechpartner war damals Michael Braunreiter, Gebietsverkaufsleiter bei Lissmac. Beim der Probekantenbearbeitung lichteten sich dann die Reihen der Anbieter. Überzeugt hat letztendlich die Lissmac Maschinenbau GmbH aus Bad Wurzach.
„Lissmac entsprach unseren Kriterien. Die Anlage sollte sowohl für unsere kleineren Blechzuschnitte als auch für die großen und schweren Teile geeignet sein“, erläutert Stamm. Schon daraus ergab sich, dass die Teile in einem Durchlauf von beiden Seiten bearbeitet werden können. Die meisten Teile, die die Anlage durchlaufen, sind plasmageschnitten, weniger werden autogengeschnitten. Beide Schneidverfahren erzeugen Schlacken, die vor der Kantenbearbeitung entfernt werden müssen. Ein weiteres Kriterium waren die Markierungen, die auf den Blechteilen als Montagehilfe angebracht sind und nicht zerstört werden dürfen. Um die Ziele mit Entgratung und Kantenverrundung von 0,3 bis 0,7 mm Radius im Konecranes-Zuschnitt zu erreichen, wurden mit der SBM-M1500 D2 und der SBM-XL1500 G2S2 zwei Lissmac-Anlagen hintereinandergeschaltet. Beide arbeiten im Trockenverfahren und sind für eine Bearbeitungsbreite von 1500 mm ausgelegt.
Schlacke wird mechanisch entfernt
Die SBM-M1500 D2 übernimmt die Schlackenentfernung. Sie arbeitet mit nur einem Arbeitsgang und kann Bearbeitungszeiten um bis zu 60 % reduzieren. Durch das mechanische Abschlagen der Schlacke reduzieren sich die Werkzeugkosten. „Das teure Zerspanen mit Schleifmitteln entfällt bei der Schlackenentferung gänzlich“, sagt Künzig. „Über die gesamte Anlage betrachtet, haben wir überhaupt sehr wenig Werkzeugverschleiß“, ergänzt er.
Der SBM-M1500 D2 nachgeschaltet ist die SBM-XL1500 G2S2, die das Entgraten und die Kantenverrundung an allen Außen- und Innenkonturen übernimmt. Beide Anlagen arbeiten nach dem Querbearbeitungsprinzip. Dieses gewährleistet eine gleichmäßige Werkzeugausnutzung über die gesamte Arbeitsbreite und die Schlacke, Gratbildungen oder Verschmelzungen werden damit an jeder Blechkontur sauber entfernt. Dies gilt für das Entgraten und die Kantenverrundung sowie jeweils für die Ober- wie auch die Unterseite des Werkstückes gleichermaßen. Für eine gleichmäßige und saubere Bearbeitung auch an Innenkonturen sorgen Federpakete, die zwischen Werkstück und Schleifband einen steuerbaren Druck erzeugen. Zudem können die oberen und unteren Aggregate voneinander getrennt elektrisch eingestellt sowie zu- und abgeschaltet werden. Die Schleifbänder als Bearbeitungswerkzeuge können bei einem Verschleiß einfach und schnell gewechselt werden.
Die beiden Maschinen sind untereinander durch Transportbänder oder wahlweise Rollengänge verbunden und entsprechend aufeinander abgestimmt. Sowohl an der Einlauf- wie auch an der Auslaufseite wurde je ein manuell bedienbarer, pneumatischer Lissmac-Balancer installiert. Dieser bietet ein ergonomisches und rationelles Arbeiten ohne Kraftaufwand sowie ein exaktes Positionieren der Bleche. Mit den Balancern manipuliert der Bediener die Blechteile an der Einlaufseite von einer Palette auf das Transportband, an der Auslaufseite vom Transportband wieder auf eine Palette.
* Dietmar Kuhn ist freier Fachjournalist in 97922 Lauda-Königshofen, weitere Informationen: Lissmac Maschinenbau GmbH in 88410 Bad Wurzach
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