Situation der Umformer Konjunktur der Umformtechnik verläuft stabil – aber ...
Anbieter zum Thema
Wie der VDW berichten kann, ist die derzeitige Wetterlage über der deutschen Umformtechniklandschaft nicht übel. Doch es bilden sich zusehends dunklere Wolken.

Im zweiten Quartal 2022 stieg der Auftragseingang mit Blick auf die deutsche Umformtechnik im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent. Die Bestellungen aus dem Inland stagnierten zwar, doch die Auslandsorders legten um 18 Prozent zu, wie der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) analysiert hat. Im ersten Halbjahr 2022 stiegen die Bestellungen insgesamt um 19 Prozent – trotz Ukrainekrieg, Preisexplosionen, Materialengpässen und Fachkräftemangel. Das Inland steuerte dabei ein Plus von 4 Prozent, das Ausland sogar ein Plus von 26 Prozent bei.
„Trotz der derzeit schwierigen Rahmenbedingungen haben sich die Werkzeugmaschinenbestellungen auch im zweiten Quartal gut entwickelt. Bezogen auf die erste Jahreshälfte ist das Volumen sogar fast auf Rekordniveau 2018. Das Auslandsgeschäft wird vorrangig durch die Nachfrage außerhalb der EU gestützt“, kommentiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW, aus Frankfurt am Main. Insbesondere die beiden Leitmärkte China und USA werden weiterhin als stark eingeschätzt.
Zerspanungssysteme haben die Nase aber vorn
Der harte Lockdown in Shanghai und anderen Städten Chinas hat im zweiten Quartal offensichtlich keine tieferen Spuren hinterlassen. Bezogen auf die Prozesstechnik ziehe derzeit die Zerspanung das Gesamtergebnis nach oben. „Die Nachfrage ist im ersten Halbjahr doppelt so stark gestiegen wie die nach Umformtechnik. Dies ist ein Hinweis darauf, dass derzeit Großprojekte der Automobilindustrie vor allem im Inland auf Eis liegen“, erklärt Schäfer zu diesem Trend. Die Umformtechnik erwirtschaftet etwa 30 Prozent des Gesamtumsatzes von Werkzeugmaschinen. Vor allem die Pressensysteme aus Deutschland sind charakteristisch für Großprojekte.
Die Umformtechnik hat relativ leichte Umsatzverluste
Der Umsatz in der Umformtechnik liegt er im ersten Halbjahr 3 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, wie es weiter heißt. „Die Lieferkettenprobleme sind demnach, wie befürchtet, noch lange nicht ausgestanden“, merkt Schäfer an. Die Kapazitätsauslastung in der Umformtechnik hat sich auch von April ( 86,6 Prozent) bis Juli (86,7 Prozent) quasi nicht verändert.
Rund 70 Prozent der gesamten deutschen Werkzeugmaschinenproduktion gehen dabei in den Export, der im zweiten Quartal wieder mehr Fahrt aufgenommen hat. Das bescherte der Branche im ersten Halbjahr ein Plus von 5 Prozent. Die Ausfuhren nach Asien sind mit 11 Prozent im regionalen Vergleich dabei am kräftigsten gewachsen. China habe mit 5 Prozent als größter Markt jedoch nur unterproportional dazu beigetragen. Für zweistellige Zuwachsraten in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie sorgten dafür Japan, Indien und einige kleinere Märkte Südostasiens.
Wie oben bereits angedeutet, laufen auch die Geschäfte mit den amerikanischen Abnehmern mit plus 9 Prozent nach wie vor gut. Europa stagniert dagegen sozusagen auf Vorjahresniveau, wobei insbesondere die Exporte ins osteuropäische Ausland aufgrund der Abwendung von Russland stark eingebrochen sind. Die Exporte nach Westeuropa haben dagegen deutlich angezogen, so der VDW. Die Importe sind insgesamt um 16 Prozent gestiegen. Insbesondere asiatische Lieferanten hätten die Nase vorne. „Letztere können offensichtlich die Lieferkettenproblematik besser umschiffen“, vermutet Schäfer.
Die globalen Unsicherheiten verdichten sich
Dennoch: Die Unsicherheiten für die wirtschaftliche Entwicklung haben weiter zugenommen. Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Die Energieversorgung ab kommendem Herbst bleibe unsicher, was entsprechende Folgen für die Preise haben werde. In China zeichne sich eine gesamtwirtschaftliche Wachstumsschwäche ab. Hinzu kommen geopolitische Gefahren, was den Umgang mit Taiwan betrifft. Entsprechend habe sich das Geschäftsklima in der Werkzeugmaschinenindustrie eingetrübt. „Immerhin stehen auf der Habenseite nach wie vor ein hoher Investitionsbedarf für die Klimawende. Vom kürzlich verabschiedeten Investitionsprogramm in den USA werden ebenfalls Impulse für die Branche ausgehen“, macht Schäfer Hoffnung.
(ID:48558345)