Rohr- und Profilbearbeitung Renaissance der Rollen beschert Profilen einen zweiten Frühling

Autor / Redakteur: Walter Frick / Dietmar Kuhn

Das Walz- oder Rollprofilieren erlebt derzeit eine neue Blüte. Explodierende Energiepreise treiben den Trend zum Leichtbau in der Fahrzeugproduktion. Walzprofilierte Stahlbauteile haben den Vorteil des geringeren Gewichts bei mindestens gleichen Festigkeitseigenschaften. Stahl- und Maschinenhersteller haben den Trend erkannt und überbieten sich in ihren Innovationsbemühungen.

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Eigentlich ist das Walzprofilieren ja eine Uralt-Technik“, sagt Dr. Karl-Heinz Füller, Teamleiter Umformtechnik am Zentrum „Materials, Manufacturing and Concepts“ der Daimler AG am Standort Ulm, „in der wir aber noch viel Potenzial für den Fahrzeugbau entdeckt haben“. Welches Potenzial das konkret ist, darüber will er aber „derzeit noch keine Angaben machen“.

Nur so viel verrät der Experte: „Wir nutzen das Walzprofilieren zur Fertigung von Varianten, beispielsweise für Bauteile mit variabler Länge und variablen Lochbildern, und bei der Verarbeitung von höchstfesten Stählen wegen der geringeren Rückfederung und der besseren Qualität.“ Im übrigen könne man mit den heute verfügbaren Stahlsorten diese neu entdeckten Potenziale durchaus bereits ausnutzen. Die offizielle Verlautbarung der Daimler-Kommunikationsabteilung klingt deutlich euphorischer: „Tiefziehen oder Formstanzen ist die bisher übliche Umformtechnik von Blechzuschnitten komplexer Formen im Fahrzeugbau.“

Flexibles Walzprofilieren ist innovativ und kostensparend

Die Ingenieure von Daimler haben nun ein neues, innovatives und kostensparendes Verfahren entwickelt: das flexible Walzprofilieren. Damit wandeln sie höchstfeste Stahlbleche in Rohbauprofile mit variablen Längen, Beschnitten und Querschnitten um. Die Vorteile sind eine vergleichsweise hohe Materialausnutzung sowie ein geringerer Werkzeugverschleiß. Auf einer Pilotanlage machen die Experten derzeit das Verfahren für die im kommenden Jahr beginnende Serienproduktion fit.

In der Tat bietet das Walzprofilieren heute bereits gegenüber den bisherigen Verfahren eine ganze Reihe von Vorteilen. Daimler-Teamleiter Füller nennt unter anderem: „Geringere Werkzeugkosten, kostengünstige Fertigung von Bauteilfamilien, bessere Maßhaltigkeit und geringere Anlageninvestitionen.“ Walzprofilieren lassen sich nach seiner Einschätzung „alle Werkstoffe, die kalt umformbar sind – gegebenenfalls mit Einschränkungen bei den minimalen Radien“.

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