Umformpressen Wenn Pressen auf Reisen gehen – Transport nach Vorschrift
Dass Umformpressen große Dimensionen hinsichtlich Gewicht und Abmessungen haben, liegt auf der Hand. Doch bevor sie letztendlich ihren Dienst in der neuen Fertigung leisten, gilt es, den Transport der einzelnen Komponenten vom Pressenbauer zum Kunden zu realisieren. Und der beinhaltet so manche maschinentechnische und logistische Herausforderung.
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Als die Schuler Pressen GmbH Anfang Oktober 2013 einen Pressentransport auf die Reise vom Werk in Erfurt nach Baden-Württemberg schickte, ging dem ein knappes Jahr Vorbereitungszeit voraus. Für das Unternehmen LuK in Bühl, welches seit nahezu fünf Jahrzehnten Systeme und Komponenten für den Antriebsstrang von Fahrzeugen für Kunden in aller Welt fertigt, sollte eine Presse geliefert werden. Mit jeweils einem Schwertransport gingen dann die drei großen Bestandteile - Pressentisch, Stößel und Kopfstück - auf die mehrtägige Reise nach Bühl, wo die Komponenten zusammengebaut und die Presse endgültig abgenommen wurde.
Beim Umsetzen einer Presse gilt es viele Faktoren zu beachten
Klaus Karolewski ist bei Schuler Pressen in Erfurt für die Montageplanung zuständig. Er beschreibt, welche Faktoren es alles zu beachten gilt, wenn die Pressenbestandteile fertig gestellt sind und die Anlagenteile zum Kunden geliefert werden sollen. „Wir kümmern uns um die komplette Planung in der Montage, also den Montageablauf, die Montagereihenfolge, die Verpackung und den Versand.“ Den Transport an sich vergebe man meist an eine Fremdfirma. Im konkreten Fall an Bohnet. Diese kümmere sich auch um die genaue Streckenführung des Schwerlasttransportes. Erste Absprachen mit der Spedition seien bereits ein Jahr vor dem Transport nötig, so Karolewski.
Bereits einige Tage vor dem Transport hatten sich Vertreter des Fahrzeugzulieferers LuK zur Vorabnahme der Bauteile und -gruppen im Erfurter Schuler-Werk angekündigt. Eile war also geboten, doch alles verlief planmäßig. Zuerst war der Pressentisch auf der Versandfläche, der Stößel wurde farblich gespritzt, und das Kopfstück befand sich noch in der Montagehalle. Wenn Karolewski die Abläufe beschreibt, klingt alles pragmatisch. Doch dahinter verbergen sich Dimensionen, die mit einem herkömmlichen Transport nur entfernt vergleichbar sind. Der Pressentisch der LuK-Presse wiegt 111 t, ist 7,5 m lang, 4,35 m breit und 3,35 m hoch. Das Kopfstück wiegt 123 t, ist 7,75 m lang, 4,5 m breit und 3,85 m hoch. Und der Stößel wiegt immerhin 67 t. Doch der Diplom-Ingenieur relativiert: „Mit einem Gewicht von 123 t liegt das Kopfstück im mittleren Bereich. Bis zu 200 t transportieren wir ohne Probleme.“
Vorschriften sind stets einzuhalten
Der Teufel steckt dann oft im Detail. So war beispielsweise das Kopfstück zu hoch, als eines der Pleuels noch eingebaut war. „Beim Transport dürfen die vorgegebenen Maße nicht überschritten werden, damit die Ladung beispielsweise bei einer Brückendurchfahrt nicht hängen bleibt“, erklärt Karolewski. Der Technische Überwachungsverein (TÜV) prüft im Vorfeld die zulässigen Maße. Wird auch nur ein Maß nicht eingehalten, gibt es kein grünes Licht für den Transport. Karolewski blickt zurück: „Als wir im vorigen Jahr an Audi nach Ingolstadt eine Presse lieferten, kam das montierte Teil auf 3,65 m, doch nur 3,60 m waren erlaubt. Also mussten wird das gesamte Teil demontieren.“
Richtige Konservierung vermeidet Schäden
Mark Behring, Leiter Innenmontage bei Schuler Pressen in Erfurt, weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Ganz wichtig für den Transport der Teile ist deren Konservierung. Je länger die Reise dauert, desto umfangreicher muss der Korrosionsschutz sein.“ Wenn Teile auf dem Seeweg verschickt werden, gelten natürlich andere Konservierungskriterien. Hier berate man den Kunden und es gebe auch spezielle Konservierungsöle für verschiedene Einsätzfälle sowie internationale Standards. Umwelt und Wetter sind immer ein Thema für den Transport. Aus diesem Blickwinkel sei der Transport nach Baden jedoch eher unproblematisch, so Behring.
Insgesamt drei Schwerlasttransporte und acht normale voll beladene Lkw-Ladungen mit kleineren Teilen und Zubehör sind notwendig, um alle Bestandteile der LuK-Presse zum Kunden zu transportieren.
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